Nationale Drehscheibe Ammoniak

Reduktion der Ammoniakverluste aus der Landwirtschaft

Betriebsspiegel Gasser 

Name:

Benjamin und Rebekka Gasser

Adresse:

Miltenhof, 8226 Schleitheim (Kt. SH)

Lage:

Hügelzone (550 Meter über Meer)

Produktionsstandard:

Bio; Weide-RAUS

Tierbestand:

50 Milchkühe, Rasse mehrheitlich Montbéliard; ursprünglich Simmentaler, aktuell wird Montbéliarde und Normande eingekreuzt, um robuste und weidetaugliche Kühe zu haben. An zweitem Standort (ca. 1 km Entfernung) Stall mit Aufzuchtrindern

Fläche:

80 ha Landwirtschaftliche Nutzfläche , davon 47 ha offene Ackerfläche

Kulturen:

Zuckerrüben, Mais, Getreide, Kartoffeln, Sonnenblumen

Güllegrube:

1300 m3

Mistlager:

1000 m3

Hofdüngermanagement:

Die Trennung von Kot und Harn wird auch bei der Lagerung umgesetzt; der Nährstoffbedarf der Pflanzen kann gezielt durch Gülle- oder Mistgaben gedeckt werden.

Arbeitskräfte:

 

Benjamin und Rebekka Gasser, 2 Lehrlinge

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Umgesetzte Massnahmen zur Minderung der Ammoniakemissionen

 

  • Fressstände: Erhöhter Fressbereich mit Abtrennung nach jedem Fressplatz
  • Lauflächen mit Quergefälle und Harnsammelrinne
  • Getrennte Lagerung von Kot und Harn
  • Vollweide

 

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Erfahrungsbericht

Benjamin Gasser, sind Sie zufrieden mit dem neu gebauten Stall mit Quergefälle, Harnsammelrinne und erhöhtem Fressbereich?
Ich bin sehr zufrieden und den Kühen geht es ausgezeichnet. Der Alltag im Stall verläuft sehr ruhig. Dank den Abtrennungen bei jedem Fressplatz gibt es kein seitliches Wegdrücken, die Tiere fressen ungestört und die Futteraufnahme ist höher als im alten Stall. Teilweise liegt es aber sicher auch daran, dass das Fressplatzverhältnis nun besser ist. Auch wenn der Schieber läuft, gibt es keine Unruhe im Stall. Die Klauengesundheit der Tiere ist sehr gut, da die Klauen immer trocken sind.

Welche Grundsätze waren Ihnen für die Planung des neuen Stalls wichtig?
Wir haben viel Wert gelegt auf das Tierwohl und eine optimale Ausnutzung der auf dem Betrieb vorhandenen Nährstoffe, aber auch tiefe Baukosten und ein tiefer Energiebedarf waren uns wichtig. Ausserdem ist für uns eine gute Arbeitseffizienz wichtig, da wir ein gemischter Betrieb mit Ackerkulturen sind, und wir als Biobetrieb da Zeit aufwenden.

Was hat sie bewogen, den erhöhten Fressbereich einzubauen?
Eine grosse Motivation waren die Beiträge von Bund und Kantonen, die für die emissionsmindernden Massnahmen bezahlt werden. Wir wollten zudem vorbereitet sein auf künftige Entwicklungen in der Agrarpolitik, sei es in Form von wiederkehrenden Beiträgen (z. B. DZ) oder von Vorschriften zur Reduktion von Ammoniakemissionen. Die Abtrennbügel sehe ich als nützlich für ein ruhigeres Fressverhalten der Tiere an. Die Rangkämpfe wurden vermindert. Ein weiterer Grund für uns war die Arbeitseffizienz. Dank dem erhöhten Fressbereich kann der Schieber eigentlich immer, also Tag und Nacht, alle 2 Stunden laufen. So bleiben nur minimale Reinigungsarbeiten für mich oder die Lehrlinge. Auch die Reinigung des erhöhten Fressbereichs gibt keinen grossen Aufwand, meist machen wir dies beim Boxen pflegen. Stark verschmutzt ist der Fressstand aber selten, zudem haben wir auch hier 3% Gefälle eingebaut.

Und was hat sie bewogen, das Quergefälle mit Harnsammelrinne einzubauen?
Der Hauptgrund war die optimale Nutzung der Nährstoffe, die auf dem Betrieb anfallen. Bei uns werden Kot und Harn nicht nur auf der Lauffläche getrennt, sondern auch separat gelagert. Der Schieber kippt den Mist direkt auf das Mistlager. Dank Löchern in der Harnsammelrinne fliesst der Harn direkt in die Güllegrube. Dank der reduzierten Emission von Ammoniak steht uns mehr Stickstoff auf dem Betrieb zur Verfügung. Zudem kann der Nähstoffbedarf der Kulturen gezielt entweder mit Mist- oder Güllegaben gedeckt werden. Mit diesem System kann ich den Separator sparen, der zusätzliche Kosten und einen höheren Energiebedarf bedeuten würde.

Sehen Sie in diesem System weitere Vorteile?
Dank der Konzeption des Mistabwurfs haben wir keine Öffnung zur Güllegrube. So besteht keine Gefahr, dass ein Kalb, welches trotz aller Vorsichtsmassnahmen nachts im Laufstall geboren werden sollte, in der Güllegrube landet, sondern es landet auf dem Miststock. Dies ist bisher tatsächlich 2-mal geschehen, die Kälber haben sich nicht verletzt. Die Beobachtung der Galttiere hat aber eine grosse Bedeutung, um ein Abschieben eines Kalbes zu verhindern. Dies ermöglicht, dass der Schieber automatisiert alle 2 Stunden laufen kann, sowohl tagsüber als auch in der Nacht.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Stall in den verschiedenen Jahreszeiten gemacht?
In der Übergangszeit haben wir zeitweise Schmierschichten, dann sind die Tiere aber vorwiegend auf der Weide, deshalb haben wir bisher nichts dagegen unternommen.
Da wir einen Frostwächter und in der Harnsammelrinne ein Heizröhrchen eingebaut haben, funktioniert das System auch bei Minustemperaturen ausgezeichnet. Der Frostwächter schaltet das Heizröhrchen automatisch ein.

Haben Sie weitere emissionsmindernde Massnahmen umgesetzt?
Ja, wir betreiben Weidehaltung, die Milchkühe können in der Regel zwischen März und Oktober jederzeit auf die Weide, wobei sie den Zugang zur Weide erhalten, wenn ihr «Besuch» beim Melkroboter noch nicht zu lange her ist. Wir haben 12 ha, die als Weidefläche genutzt werden. Der Laufhof wird während der Weidesaison nicht abgesperrt. Der Weg auf die Weide führt nicht über den Laufhof, so bleibt dieser unverschmutzt.  

Wer hat Sie bei der Planung/beim Bau unterstützt?
Mein Bruder, Matthias Gasser, ist Architekt. Wir haben den Bau zusammen geplant. Wir konnten auch Einiges in Eigenleistung umsetzen und haben damit rund CHF 300'000.- weniger ausgegeben.

Was würden Sie heute anders machen?
Nichts. Wir haben vor rund 10 Jahren bereits in einem Stall für Aufzuchtrinder das Quergefälle mit Harnsammelrinne eingebaut. Das Prinzip hat uns überzeugt und gut funktioniert. Wir haben den Milchkuhstall mit diesen Erfahrungen im Hintergrund optimal planen und bauen können.

Herr Mathias Gasser, Sie sind der Bruder des Betriebsleiters und haben den Stall zusammen mit ihm geplant und gebaut. Welche Empfehlungen können Sie anderen Bauherren mitgeben?
Das Betonieren eines Quergefälles wird häufig als Herausforderung betrachtet. Wenn der Baumeister die Fertigkeit hat, dann bietet das Quergefälle keine Schwierigkeiten. Wir haben das Betonieren gefilmt (Link zum Video, im Zeitraffer). Es lohnt sich, einen Baumeister zu suchen, der das kann.

Wie haben Sie die Oberfläche des Quergefälles gestaltet, um die Rutschfestigkeit des Betons zu gewährleisten?
Der Beton wurde mit einer Besenstrich-Oberfläche versehen, so weist der Boden eine sehr gute Rutschfestigkeit auf. Der Besenstrich ist im 45%-Winkel zum Gefälle, so dass der Harn gut ablaufen kann.

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Technische und bauliche Angaben 

Planer

Mathias Gasser, Architekt

Stallbauer

Benjamin und Mathias Gasser, mit Hilfe von Handwerkern (Elektriker, Sanitär, Gülletechniker)

Quergefälle

Betoniert, 3%

Entmistungsschieber

Prinzing (ab Stange)

Harnsammelrinne HSR

Prinzing; mit Löchern direkt in Güllegrube; mit Frostwächter und Heizröhrchen in HSR

Abtrennbügel

Kristen

Melkroboter

Lely Astronaut A5

Windschutz

Im Winter Gummivorhänge, zudem werden die Strohballen zu einer Strohwand aufgebaut, die einen zusätzlichen Windschutz bietet

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Management

Reinigungsfrequenz Laufflächen
(Entmistungsschieber)

Automatisiert alle 2 Stunden

Reinigungsfrequenz erhöhter Fressbereich

Beim Boxenpflegen

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Mehrkosten emissionsmindernde Massnahmen

Familie Gasser hat insgesamt CHF 42'750.- Beiträge von Bund und Kanton für die Umsetzung der emissionsmindernden Massnahmen erhalten (Beiträge gemäss SVV). Die Mehrkosten für die emissionsmindernden Massnahmen sind damit beim Stallneubau der Familie Gasser abgedeckt**.

 

Erhöhter Fresstand

 

Beton

5000.-

Stalleinrichtung Trennbügel (ohne Pfosten)

2500.-

Harnrinne

 

Mehrkosten Harnrinne Prinzing

5000.-

Mehrkosten Montage Rinne

2000.-

Doppelt betonieren im Bereich Harnsammelrinne

15'000.-

Quergefälle

 

3% mit Oberflächenfertiger

10'000.-

Total Mehrkosten

39'900.-

 

 

Mehrkosten abgedeckt mit Beiträgen Bund & Kanton*

 

Erhöhter Fresstand, 75 GVE à 210.-**

-15'750.-

Quergefälle und Harnsammelrinne, 75 GVE à 360.-**

-27'000.-

Mehrkosten übrigbleibend für Betrieb

-2'850.-

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Baukosten insgesamt

Die Baukosten für den Stall der Familie Gasser belaufen sich auf 1.4 Mio Franken. In diesem Betrag sind die Eigenleistungen von rund 300'000.- inbegriffen. Nach Abzug der Beiträge von Bund und Kanton (Hügelzone und emissionsminderne Massnahmen) von 350'000.- verbleiben Baukosten von 1'050'000.- (Investitionskredite nicht berücksichtigt).

Leistungen bezahlt (Einsparungen dank Eintausch div. Gerätschaft, z. B. Melkroboter

1'100'000.-

Eigenleistung Arbeit, Maschinen

300'000.-

Beiträge Bund und Kanton (Hügelzone + emissionsminderne Massnahmen*

-350'000.-

Baukosten Total

1'050'000.-

 

* Beiträge à fonds perdu; Investitionskredite wurden im gleichen Rahmen ausbezahlt und sind in der Aufstellung nicht berücksichtigt
** zusätzlicher Zuschlag SVV bis Ende 2024, 70.-/GVE für erhöhte Fressstände und 120.-/GVE für Quergefälle und Harnsammelrinne

 

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28.11.2024/BS